Jetzt sind wir hier in PNG im Lockdown. Aber vor diesem Lockdown
fühlten wir uns schon eingeschlossen. Und die Kovol Leute spüren die
Auswirkungen beider Lockdown-Typen genauso. Als die Fallzahlen von
COVID-19 in PNG anfingen schnell anzusteigen, brach unser Netzwerk zusammen.
Und hier sind wir im Dschungel, alleine mit den Kovol Leuten und ohne
eine Ahnung, was im Land passierte. Als der Vorschlag zum Lockdown
herauskam, bekammen wir nichts mit. Wir hatten keine gute Möglichkeit
mit der Außenwelt zu kommunizieren. Ein ‚in reach‘ und ein Funksender
waren unsere einzigen Kontaktmöglichkeiten, aber sie sind begrenzt in
ihren Möglichkeiten. Daher konnten wir unsere Mitarbeiter nicht
wirklich fragen, wann sie in PNG ankommen wollten. Oder falls die
Stanleys schon ihre Babys hatten. Wir konnten nichts über die
Ausbreitung von Covid oder irgendwelchen Einschränkungen lesen.
Wir waren hier müde von der monatelangen Arbeit mit wenig Erholung,
aber wir dachten: zwei weitere Wochen und dann hätten wir eine Pause
und auch wieder Internet. Aber wir wussten nicht, dass unser
Urlaubsplan ebensowenig funktionierte.

Highlight dess Tages: ein selbstgemachte deutsch Wurst von Freunden. Das war was gaaanz besonderes.

Deshalb wussten die Kovol Leute ebensowenig darüber Bescheid und
planten ein riesiges Fußballturnier in verschiedenen Dörfern mit
vielen Dörfern, die teils sogar aus einer anderen Sprachgruppe stammten.
Es gab große Freude. Wir sahen Leute in Sportkleidung und gut rasiert.
Sie gingen über Nacht dorthin.

Wir versuchten uns in der Zwischenzeit mit unserer Basis mittels Funk
zu verbinden. Hier machen sehr wenig Leute Gebrauch davon. Aber zur
Mittagszeit wird regelmäßig gesendet und ich weiß, dass zu der Zeit
irgendjemand aus Goroka den Sender abhört. Also ich habe seit einer
Weile nicht mehr mit jemand aus dem Westen gesprochen – ausser meinem
Ehemann und den Kindern. Ich hoffte, dass ich mit einer Frau am Sender
sprechen könnte. Aber es kam nicht dazu. Stattdessen erfuhren wir,
dass das Land im Lockdown ist. Und wir erfuhren, dass wir nicht wie
geplant auf die Station zur Erholung gehen können. Das war eine Enttäuschung, aber zu
diesem Zeitpunkt war es schwierig sich auszutauschen und wir wollten
nicht in Goroka einen Monat lang sitzen, während alles im Lockdown war.

Philip am Radio

Bevor das Fußballturnier fertig sein sollte, erfuhren wir von
jemandem, dass sich ein junger Mann verletzt hatte und sich ein Bein brach.
Dies führte zum Abbruch der ganzen Veranstaltung. Sie sagten, dass es
einige Kämpfe gab und die Leute in den Busch flohen. Wir sind uns bis
heute nicht sicher was wirklich passierte. Die Leute scheinen es zu
vermeiden uns zu erzählen, was passiert ist. Wir werden es wohl nie
herausfinden. Als sie alle am Samstag zurückkamen, brachten sie
Kokosnüsse, wilde Eier, Sago und sogar eine Mandarine über die Tage zu uns.
Man sah, dass sich unsere Leute wirklich über die Speise
aus dem anderen Dorf freuten und einige sie mit uns teilen wollten.
Aber sie kamen auch mit dem verletzten jungen Mann zurück. Sie haben
eine Buschtrage für ihn gemacht. Sein rechter Unterschenkel war gebrochen.
Jeder um ihn herum hatte den Knochen knacken gehört und sie konnten
sehen, wie das gebrochene Stück in die Haut stach. Aber die Haut war
immer noch intakt, also kein kompletter Bruch. Als sie ihn an die
Seite trugen, hörten sie den Knochen rasseln. Deshalb versuchten die
Kovol Leute den Knochen an seinen richtigen Platz zu legen. Dann einen
Tag später, gingen sie zurück und hielten an meinem Haus um
gesehen zu werden. Es wurde dunkel und ich bekam einen schrecklichen
Migräne-Anfall. Ich erzählte ihnen, dass er in ein Krankenhaus
gebracht werden muss, aber mit COVID-19 Einschränkungen würde es
schwierig werden. Ich betrachtete mir sein Bein und gab ihm eine
Notfallschiene (SAM splint), da die winzig kleinen Stöcke, die sie
gemacht hatten um den Bruch abzustützen, ihre Aufgabe, den Knochen an
seinem Platz zu halten, nicht erfüllen würde. Er bekam auch einige
Schmerzmittel. Am nächsten Tag wurde uns bestätigt, dass es keine
Möglichkeit gab, dass unser Hubschrauber den jungen Mann zur Stadt flog.
Und unter diesen Umständen schien es unmöglich zur Stadt zu wandern.
Sie hatten eine schwierige Zeit, nur um ihn zu seinem Dorf über die
steilen Berge zu bringen. So machten sie, was sie immer machten als
sie in ihrem eigen Dorf ankamen:
das Wanbell kaikai
Wir haben dies hier oft unter den Kovol Leuten gesehen.
Es ist eine Mahlzeit, die Fleisch beinhaltet, das mit allen daran
beteiligten Leuten gegessen wird. Sie hoffen, das dieses Friedensmahl
Erleichterung bringen wird und ihre Probleme löst. Hier hoffen sie,
dass es der Person besser gehen wird.

Ich überprüfte gestern den verletzten Mann. Da ich wusste, dass meine
letzte Schiene nicht lang genug war und er anderswo keine Hilfe
bekommen konnte, machte ich ihm eine längere Schiene. Aber als ich das
Bein untersuchte, merkte ich, dass der Knochen nicht mehr gerade war.
Er hielt sein Bein seitlich, was nicht gut ist.
Außerdem wissen wir nicht ob sein rückwärtiger Knochen, der Fibula (Wadenbein),
gebrochen ist. Meine Vermutung ist, dass es ein Durcheinander ist und
er in Stücke gebrochen ist, aufgrund der Art und Weise, wie in sein Bein
getreten wurde. Aber es gibt nichts, was wir machen könnten. Wir sind
hier alle eingeschränkt. In einem doppelten Lockdown.

Wir planten Montag frei zu nehmen um etwas Erholung zu bekommen. Nun
gut, vergesst das. Eine Woche oder noch länger haben wir täglich ca. 2
Fälle kranker Leute gesehen!! Gebrochene Knochen, Verdacht auf Tbc,
Typhus und dann mehrere Kinder, die hohes Fieber haben, dehydriert
sind und andere Dinge. Und obendrein kommen noch Gruppen aus
verschiedenen Dörfern zu Besuch. Sogar am Montag erschienen zwei Gruppen.
Mehrere Leute starben hier die letzten Wochen. Mindesten zwei von
ihnen kamen zu mir und baten um Hilfe. Aber ich konnte n i c h t s tun.
Eine Frau starb an Krebs, die andere Person war ein Baby, das
ernsthafte Kopfverletzungen hatte, nachdem es zweimal fallen gelassen wurde.

Versuch Krueken zu konstruieren

Gesterm war ein besonders schwieriger Tag. Und da ich beständig Gott
um Hilfe bat, erinnerte er mich an den Vers im Psalm 23:3.
Er gibt Kraft … um seines Namens Willen.
Eine deutsche Übersetzung drückte es so aus: ‚um seinem Namen Ehre zu geben‘.
Ja, ich wollte Ihm die Ehre geben. Das klang gerecht und gut. Und Er ist gut.
Er weiß, was wir brauchen. Zum Beispiel, eines meiner Bedürfnisse ist,
umarmt zu werden und Liebe zu zeigen durch Berührung. Ich vermisse
meine Familie und Freunde. Aber zu dieser Zeit haben meine Kinder (und
mein Ehemann) mich umarmt und geknuddelt viele, viele Male. Ich liebe es.
Wir haben auch einen Job. Viele haben ihren Job in unserer Heimat verloren.
Wir haben genug Essen und nicht nur das Nötigste. Die Kovol Leute
versuchen wirklich uns sogar ihre wunderbaren speziellen Sachen zu bringen.
Unsere Kinder kämpfen mit Darmverstopfung und wir haben
herausgefunden, dass Papayas sehr hilfreich sind. Hier gibt es eine
Frau in Kovol, die uns ständig mit Papaya versorgt. Wir sind gesund.
Wir haben Christus in uns und viele, viele andere Dinge. Auch haben
wir Euch, die ihr für uns betet und teilhabt an dieser unglaublichen
Arbeit, die Gott hier tut.

Kategorien: German

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